Der warme Wind schüttelt sanft die Kiefern. In nur 50 Metern Entfernung rauschen die Wellen der Ostsee. Hier auf einer Lichtung des Küstenwäldchens von Zinnowitz sitzt Meditationslehrer Till Ahrens mit seinen Schülern – es ist das erste Mal, dass der bekannte Hamburger Coach einen Kurs auf Usedom gibt. Die Sonne scheint und der 45-Jährige hat mit den 15 Teilnehmern, fast alle sind weiblich, einen Kreis gebildet.

„Wir üben jetzt eine spezielle Atmung“, sagt Ahrens. Drei Mal wird tief nur durchs rechte Nasenloch ein- und ausgeatmet, danach drei Mal durchs linke und schließlich drei Mal durch beide. Diese Technik versorgt beide Gehirnhälften mit einer Sauerstoffdusche, was neue Energie bringen und Sorgen auflösen soll. Kurze Zeit später laufen die Schüler über den Sand, über die Wurzeln und Zapfen auf der Lichtung, die nur einige Meter oberhalb des Küstenradweges liegt, aber völlige Ruhe ausstrahlt. Sie sollen den Untergrund während einer Geh- Meditation erfühlen, auf sich wirken lassen und „ganz im Moment“ sein.

Hoffnung auf Klarheit und Ruhe                                  

Auch Ulrike Schmitt aus Ziemitz stellt langsam einen Fuß vor den anderen und horcht ihren Bewegungen nach. Die Insulanerin hat sich für den Kurs entschieden, weil ihre Belastung in Beruf und Alltag immer größer werde. Sie erhoffe sich von Meditation mehr Klarheit und Ruhe, wolle durch Achtsamkeitsübungen Stress abbauen und so die Herausforderungen des Lebens besser bewältigen. Mit dieser Motivation sind viele Teilnehmer gekommen. Auch Rita Birkholz aus Friedland, die gerade in Rente gegangen ist und bis vor kurzem als selbstständige Architektin arbeitete: „Jetzt will ich mir etwas Gutes tun“, sagt die 66-Jährige.

Till Ahrens gibt bei seiner Premiere auf Usedom, die größtenteils in der Theaterakademie Zinnowitz stattfindet, eine Einführung in die Meditation. Und er betont dabei, dass Meditation das Leben vereinfachen und nicht komplizierter machen soll: „Versucht nicht, auch noch perfekt im Meditieren zu werden. Das bringt nur Stress“, sagt Ahrens. Eine Glücksformel durch spirituelle Praxis, die manche versprechen, habe er nicht. Aber wer sich entspannt aufs Meditieren einlasse und schaue, was dann passiere, der habe gute Chancen, glücklich zu leben.

Wichtiges Thema für einen Ferien-Ort

In mehreren Übungen während des Tages gibt der Hamburger, der zwischen seiner Geburtsstadt und Taiwan pendelt, seinen Schülern Meditationstechniken an die Hand, mit der sie Ärger und Ängste auflösen können. Dabei spielen oft entspannte, aber zielgerichtete Vorstellungen an schöne Dinge eine Rolle. Gleichzeitig sollen die Teilnehmer den Kopf völlig frei bekommen. Dafür singt Ahrens mit ihnen auch Mantren aus Tibet, so lange, bis sie alle anderen Gedanken loslassen.

Beate Kraut von der Zinnowitzer Kurverwaltung verfolgt Teile des Seminars. Sie findet klasse, dass der bekannte Meditationscoach auf Usedom ist: „Achtsamkeit und Gesundheit werden in der Gesellschaft als immer wichtiger wahrgenommen. Da ist es für uns als Ferien-Ort toll, wenn wir auf dem Gebiet Angebote haben“, meint die 64-Jährige.

Auch Ahrens selbst zeigt sich angetan: „Usedom ist wunderbar und ich habe hier zum ersten Mal mit Schülern im Freien meditiert“, sagt der Coach. Er werde auf jeden Fall wiederkommen und künftig vielleicht sogar regelmäßig Meditation auf der Insel anbieten. Seine neuen Schüler wollen bis dahin fleißig allein weiter üben.

Dieser Text wurde von Alexander Loew geschrieben und ist am 18.7.2018 in der Ostsee-Zeitung erschienen. Herzlichen Dank an Alexander.

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