Buddha lebte vor etwa 2500 Jahren in Nordindien. Nach langer Suche erlangte er in tiefer Meditation die Erleuchtung, die Erkenntnis der wahren Natur des eigenen Bewusstseins. Daraufhin lehrte er ca. 45 Jahre den Weg zur Befreiung von allen Leiden und das Erleben dauerhaften höchsten Glücks.

Der Weg beginnt mit dem Kennenlernen der Lehren. Schließlich wird das Erlernte in die Praxis umgesetzt und das Verstandene wird durch die persönliche Meditation zur eigenen Erfahrung. Buddha lehrte verschiedene Methoden und Praktiken, die alle das Ziel hatten, mehr Freude und Zufriedenheit zu entwickeln und schließlich die eigene erleuchtete Natur zu realisieren.

1. Die buddhistische Meditation beginnt immer mit der Zufluchtnahme. Was ist Zuflucht?

Wirkliche Zuflucht ist etwas, auf das immer Verlass ist und auf das wir uns vollkommen stützen können. Eine wirkliche Zuflucht darf nicht dem Wandel unterworfen sein.

Wir nehmen normalerweise ständig Zuflucht zu äußeren Objekten, wie z. B. zu unseren Eltern, unseren Freunden, und auch zu materiellen Dingen, nicht aber zu unserer eigenen Buddhanatur, die uns allen innewohnt.

Das Zufluchtnehmen zu äußeren Dingen, die veränderlich, vergänglich und dem Wandel unterworfen sind, bringt immer ein gewisses Leid mit sich, gerade eben weil diese Dinge vergänglich sind und dem Wandel unterliegen. Aus diesem Grund können äußere Objekte eigentlich keine wirkliche Zuflucht darstellen.

Das Einzige, was nicht dem Wandel unterworfen ist und nicht vergänglich ist, heißt es, ist unsere Buddhanatur, die seit anfangsloser Zeit existiert, nicht zusammengesetzt ist und daher nicht auseinanderfallen kann, nicht geboren und daher nicht sterben kann. Sie kann von äußeren Dingen nicht beeinträchtigt werden. Sie ist unwandelbar und ewig und bildet daher die einzig wirkliche Zuflucht.

Die Zufluchtnahme zum Buddha, also zur eigenen innewohnenden erleuchteten Natur, ist die Grundlage des buddhistischen Weges und umfasst den Anfang, den Weg und das Ziel. Sie ist daher äußerst tiefgründig und man beginnt daher eine jede Meditation mit der Zufluchtnahme.

Die Zufluchtnahme zum Buddha ändert den Blickwinkel, weg von den Dingen, die dem Wandel unterworfen sind, hin zur eigenen innewohnenden Buddhanatur.

Das Erkennen der eigenen Buddhanatur wird mit der Erfahrung grenzenloser höchster Freude gleichgesetzt.

Wenn wir unsere eigene wahre Natur erfahren, die unberührt von allen sich wandelnden Erscheinungen ist, erkennen wir, dass unser wirkliches Wesen grenzenlos und unzerstörbar ist, nicht sterben kann und selbst über den Tod hinaus existiert. Diese Erkenntnis wird als höchste Freude erlebt und es entsteht großes Mitgefühl für die Lebewesen, die dieses noch nicht erkannt haben.

Unsere Buddhanatur beinhaltet alle vollkommenen Qualitäten und ist wie ein Schatz aus Gold, der unter der Erde begraben ist und lediglich freigelegt werden muss. Er war schon immer da, ohne jemals von Schmutz und Erde verunreinigt worden zu sein.

In gleicher Weise wohnt die Buddhanatur allen Wesen ohne Ausnahme inne und ist nicht durch negative Geisteszustände beeinträchtigt, sondern lediglich vorübergehend von ihnen verdeckt. So wie Butter in Milch vorhanden ist, befindet sich auch in uns die Buddhanatur und kann von uns jederzeit freigelegt werden.

2. Der Weg, um die Buddhanatur freizulegen, ist die Meditation.

Die Grundlage von Meditation ist Disziplin - das Entwickeln von Achtsamkeit bei allen Handlungen von Körper, Rede und Geist. Achtsamkeit bedeutet, stets darauf zu achten, anderen nicht zu schaden, sondern zu ihrem höchsten Wohl beizutragen.

Negatives Verhalten aufzugeben ist die Grundvoraussetzung dafür, dass der Geist zur Ruhe kommen kann.

Unser Geist ist normalerweise von vielen Gedanken, Emotionen und sich wandelnden Geisteszuständen aufgewühlt ist. Daher müssen wir lernen, ihn zur Ruhe kommen zu lassen.

3. Das Hilfsmittel hierfür ist die Meditationspraxis der Geistesruhe (Skrt. Shamata). Wie funktioniert diese?

Wir nehmen uns ein reines Objekt wie z. B. den Atem und lassen unseren Geist darauf ruhen. Das ist anfangs nicht so einfach, denn wir werden schnell abgelenkt und unser Geist fängt an, umherzuwandern. Wenn das passiert, holen wir unsere Aufmerksamkeit immer wieder sanft auf das Objekt der Meditation zurück.

Wir sollten meditieren, ohne uns von dem, was im Geist auftaucht, ablenken zulassen. Wir nehmen unsere Ablenkung lediglich zur Kenntnis und führen unsere Aufmerksamkeit jedes Mal wieder liebevoll zurück auf das Objekt der Meditation.

Was im Geist auftaucht, sollte weder abgelehnt oder unterdrückt, noch aufgegriffen werden. Es wird ohne Beurteilung, wie Wolken am Himmel betrachtet, die einfach vorbeiziehen.

Meditation bedeutet, den Geist im gegenwärtigen Augenblick ruhen zu lassen - ohne etwas abzulehnen, ohne etwas künstlich zu erzeugen und ohne das Sosein des jeweiligen Moments zu manipulieren.

4. Die Meditation der Geistesruhe, Shamata, ist das Voraussetzung dafür, dass wir unsere uns innewohnende Buddhanatur entdecken können.

Dadurch, dass der Geist ruhiger wird, wird er klarer und diese Klarheit führt dazu, dass wir die Buddhanatur erkennen können.

Der Geist ist wie ein klarer Bergsee, der durch den Wind aufgewühlt ist und viele Wellen kräuseln sich auf der Oberfläche und verhindern, dass man den Grund des Sees sehen kann. Hört der Wind auf zu wehen, legen sich die Wellen und das Wasser kommt zur Ruhe und wird so klar, dass wir den Grund, der schon immer da war, deutlich sehen können.

In gleicher Weise, wenn wir unsere eigenen Geist nicht immer wieder durch unsere karmischen negativen Handlungen aufwühlen, kommt er zur Ruhe und wir können unser wahres Wesen, die Buddhanatur sehen.

5. Ein spezieller Weg, um die uns innewohnende erleuchtete Natur zu erkennen, ist die Lehre der höchsten Vollkommenheit (Tib. Dzogchen).

Die Dzogchen-Lehren gelten als ganz besonderen Praktiken des tibetischen Buddhismus. Sie gehören der ältesten buddhistischen Tradition Tibets, der Nyingma-Tradition, an und gehen auf den Meister Garab Dorje zurück.

So heißt es: „Dzogchen ist die spirituelle Essenz aller buddhistischen Lehren. Es ist der Weg der Selbstbefreiung, der jeden sein wahres Wesen jenseits der Dualität erkennen lässt. Die wahre Natur des Menschen ist klar, leuchtend und bewusst, ungetrübt von Gedanken und Emotionen“.

In den Lehren der „Großen Vollkommenheit“ geht es, wie man zunächst vermuten könnte, nicht etwa um eine Veränderung des Geistes von einer unvollkommenen in eine vollkommene Natur, sondern um eine unmittelbare Erkenntnis des reinen Geistes und dessen Stabilisierung.

Dieser wurde aufgrund temporärer Verschleierung bislang lediglich nicht wahrgenommen. Die damit einhergehende Erfahrung wird auch als das Erkennen der Buddhanatur, des klaren Lichts ursprünglichen Gewahrseins, bezeichnet.